All posts by MauNieWei-Converter

Die Schlüssel des Pfarrheims Heilig Kreuz wurden an den Trägerverein übergeben

Die Unterstützung des Vereins durch viele Weidenpescher ist wichtig, damit wir wissen, dass das Pfarrheim breite Zustimmung im Veedel besitzt. Nun bewegt sich die Mitgliederzahl langsam aber sicher auf die „111“ zu. Deshalb wird für das 111. Mitglied eine Freikarte für die Frikadellen-Sitzung am 11. Februar ausgelobt. Es zählt die Reihenfolge der Beitrittserklärung im Briefkasten von Günter Ritter, Kösliner Str. 13.

Die Beitrittserklärung und Satzung können Sie hier herunterladen.

Sie kennen die Frikadellensitzung nicht? Auf dieser Sitzung treten alle Akteure ohne Gage auf. Es sind Leute aus unseren Gemeinden oder Gruppen, die Kontakt zu unseren Gemeinden haben, wie z.B. Kölner Fleischer-Sänger von 1902. Wenn Sie den ursprünglichen, ortsnahen Fasteleer erleben wollen, sind Sie hier genau richtig. Der Erlös der Veranstaltung kommt dem Verein Freunde und Förderer Pfarrheim Heilig Kreuz e.V. zugute.

Ein Hinweis für die Gründungsmitglieder des Vereins: Auch wenn Sie an der Gründungsversammlung am 24. April teilgenommen haben, benötigen wir von Ihnen eine Beitrittserklärung.

eMail-Kontakt: Bitte nutzen Sie unser Kontaktmodul.

20*C+M+B+07 Sternsingeraktion 2007

Die Sternsingeraktion ist die größte Aktion in der Welt, in der Kinder anderen Kindern helfen. Wenn Sie einen Besuch wünschen, dann melden Sie sich bitte in den Pfarrbüros. Hier die eMail-Adresse: st.quirinus.und.salvator@mauniewei.de.
Die Besuche erfolgen in drei Bereichen: 
***A) am Freitag, 5.1.07 zwischen 14:30 und 17:00 Uhr, wenn Sie in Mauenheim wohnen, 
***B) am Samstag, 6.1.07 zwischen 10:00 und 12:30 Uhr, wenn Sie im südlichen Teil von Weidenpesch wohnen,
***C) am Samstag, 6.1.07 zwischen 14:00 und 17:00 Uhr, wenn Sie im nördlichen Teil von Weidenpesch wohnen.

————-   
Das Foto der Heiligen Drei Könige wurde in der Hl. Kreuz-Kirche aufgenommen.

Das Barrio (Kapitel 5)

Um kurz nach zwei machten wir uns auf den Weg von Melel nach Sueniños. Der Vormittag bei Melel hat mir gut gefallen. Die Chemie zwischen den Kindern und uns schien zu stimmen. Die Standpauke von Marisol blieb aus. Anfängerfehler.Die Anfahrt zu Sueniños war, wie ich sie mir vorgestellt habe, anstrengend und schweißtreibend. Mittlerweile haben wir Fahrräder. Es war nicht leicht Gebrauchträder zu bekommen. Glücklicherweise brauchte ein Freund seines nicht mehr und ein Arbeitskollege bei Melel bot sein altes Rad ebenfalls zum Verkauf an. Mein Fahrrad kaufte ich einem Schlosser für 500 Pesos ab, welcher seine eigene kleine Werkstatt in der Nähe des Marktes hat. Er bot uns ein weiters Fahrrad an, welches er allerdings erst zum Wochenende besorgen könnte. Wir dankten ab, verabschiedeten uns und spekulierten über die Herkunft meines Rades. Vermutlich geklaut.„Servus!“Christian, unser Chef, betritt den Klassenraum. Er begrüßt uns und erklärt uns das Projekt noch einmal.„Eine eurer Aufgaben habt ihr ja schon richtig erkannt, die Hausaufgabenbetreuung. Stellt euch aber auch darauf ein schwer zu schleppen. Die zwei Haufen Sand  und Kies vorm Eingang müssen noch runter geschafft werden. Den Rest habe ich euch ja schon erzählt. Ach ja, die Kinder kommen mit den Kleinbussen zwischen drei und Vier an. Dann solltet auch ihr hier sein. Danach gibt es Mittagessen, die Kinder waschen sich und ziehen sich um. Während sie ihre Hausaufgaben machen, wäscht Luci, die Köchin, die dreckigen Anziehsachen. Wenn die Hausaufgaben gemacht sind, dürfen die Kinder draußen oder drinnen spielen. Gegen sechs Uhr wird zu Abend gegessen und dann kommen auch schon die Busse, die die Kinder wieder nach hause bringen.„Mögt ihr Fussball?“Wir nicken.„Sehr gut, die Jungs stehen nämlich total drauf.“Ich werde abgelenkt, weil ich glaube meinen Namen gehört zu haben. Jedoch war ich nicht gemeint, sondern das Mädchen, welches sich gerade ihre langen schwarzen Haare kämmt. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich meinen Namen in weiblicher Form höre. Das Mädchen heißt Sebastiana.Als ich zu unserem Gespräch mit Christian zurückfinde, lädt er uns ein am Wochenende mit ihm in eines der barrios (Stadtviertel) zu fahren, in denen die Kinder wohnen. Er will dort eine Tür reparieren. Am Samstag um zwei Uhr sitzen Moritz und ich auf der Stufe des Eingangs zum Museum für Mayamedizin. Auf der anderen Straßenseite steht auf einer weißen Hauswand in Schreibschrift der Name der Colonia „1ro de enero“. Die Straße ist voll von Schlaglöchern. Der Bürgersteig ein Randstreifen aus Schotter. Die Sonne scheint. Es ist sehr warm. Ein schöner Tag. Ich packe die Gitarre aus und beginne ein paar Akkorde zu spielen. Einen Huapanco. Es ist Moritz Gitarre. Er hatte sie auf seiner Reise durch Bolivien billig erworben und jetzt leiht er sie mir für meinen Gitarrenunterricht. Heute hatte ich meine dritte Unterrichtsstunde. Jeden Dienstag und Samstag treffe ich mich mit Pablo, meinem Lehrer, im Café museo café und lasse mir mexikanische Rhythmen und Melodien beibringen. Pablo kennt den Besitzer des Cafés gut, daher erlaubt uns dieser dort spielen. Manchmal schauen die Leute etwas verwundert zu unserem Tisch herüber, jedoch beschwert wird sich nur äußerst selten. Ich habe Pablo durch meinen Spanischlehrer kennen gelernt. Er erzählte mir er hätte einen Freund, der täglich in einem Café im Zentrum spielt und singt. Nach einem seiner Auftritte habe ich ihn gefragt, ob er mir Unterricht geben könnte. Pablo lebt seit er klein ist in San Cristobal. Das Gitarrespielen hat er in den Straßen gelernt, daher musste er sich die Musiktheorie im Nachhinein mühsam erarbeiten.Die Musikstunden mit ihm sind eine gute Abwechslung zu der Arbeit mit den Kindern. Es macht Spaß. Von weitem sehen wir Rouven kommen. Er hat sich verspätet. Ist aber nicht weiter schlimm, weil Christian noch nicht da ist. Rouven setzt sich zu uns, als der weiße Jeep unseres Chefs um die Kurve kommt. Wir steigen zu und fahren ins Barrio. Wir kommen nur langsam voran. Schlaglöcher und Schotterpiste schaukeln den Wagen durch. Die Straße wird begrenzt von Holzzäunen. Man kann die Wellblechdächer und Teile der Baracken sehen, die dahinter stehen. Hunde kreuzen die Straße. Wir überqueren einen Bach. Es stinkt. Er dient als Abwasserkanal. Ein Kind verfolgt uns auf seinem Fahrrad und eine Gruppe von Jugendlichen blickt dem Wagen hinterher. Ich kann mir nicht erklären warum, aber ich fürchte mich etwas davor den sicheren Wagen in Kürze zu verlassen, obwohl es taghell ist. Waffengewalt ist keine Seltenheit hier. Das Bild eines neuen, weißen Jeep zwischen Holzbaracken und Müll ist kontrastreich und erwirkt nicht immer Sympathie bei der armen Bevölkerung. Er macht mir die Schlucht zwischen dem Leben der Menschen, die hier wohnen und unserem Leben in Deutschland bewusst. Klagt man in Deutschland über einen Stromausfall von einer Stunde, ist man hier froh, wenn man nachts eine Kerze hat. Nicht alle haben Strom im Viertel. Und wenn ja, dann ist er meist geklaut. Als wir im Haus von Rodrigo ankommen, steht Adriana, die kleinste der Familie, auf dem Zaun und winkt. „Hola Christian!“Die Kinder mögen ihn sehr. Christian schaut sich die Tür an. Sie schloss nicht mehr richtig und darum hatte der Großvater einfach ein Stück unten abgesägt. Das führte dazu, dass bei Regen Wasser ins Haus läuft und ungebetene Gäste wie Hunde und Katzen Einlass erhalten. Christian versucht die Tür zu öffnen.„Meine Mutter kommt erst um acht Uhr wieder von der Arbeit zurück und sie hat den Schlüssel.“ Die Tür ist verschlossen.„Und ihr bleibt die ganze Zeit hier draußen im Garten?“ Christian ist überrascht.„Dann müssen wir mal dafür sorgen, dass ihr auch einen Schlüssel bekommt!“Der Garten, indem die Kinder tagsüber spielen erinnert eher an eine Güllegrube.  Das Grundstück ist ca 80qm groß. Auf der linken Seite befindet sich die Hütte, bestehend aus zwei Räumen. Das Schlafzimmer der Mutter und der drei Mädchen und das Schlafzimmer von Rodrigo und seinem Bruder, welches gleichzeitig als Küche dient. Hinter der Hütte steht ein kleiner Holzverschlag, behängt mit Stofffetzen alter Kleider oder Tischdecken. Der Wind weht die Tücher zur Seite und gewährt uns einen kurzen Einblick. Es ist die Toilette. Ein Loch im Boden. Daher auch der Gestank. Mir wird ein wenig übel. Meine Schuhe stecken im Schlamm.„Machen wir uns an die Arbeit!“ Ich muss mich etwas ablenken. Christian hatte kurzfristig entschieden, dass wir die Tür im Zaun, die auf das Grundstück führt, statt der Haustür, heute reparieren. Sie fällt bald auseinander. Während er und Rouven Nägel und Scharniere besorgen, demontieren Moritz und ich die Tür.Als wir fertig sind spielen und toben wir mit den Kindern, um die Zeit zu überbrücken bis die anderen zurückkommen. Es macht Spaß. Es scheint, als hätten Rodrigo und seine Geschwister wenig Gelegenheiten dazu. Ich versuche den Gestank und Dreck zu ignorieren, doch es fällt mir nicht leicht. Teilweise haben die Kinder Läuse. Daran muss ich mich gewöhnen. Es ist mir unangenehm, dass mir diese Dinge besonders auffallen und ich mich nahezu daran störe. Vielleicht ist es aber auch die Aufforderung an mich hier Hilfe zu leisten. Wir möchten gerne den Garten trocken legen, um Gemüse anbauen zu können, und eine richtige Toilette bzw eine Latrine installieren. Der weiße Jeep fährt wieder vor und Rouven und Christian schaffen die Baumaterialien heran. Wir montieren die Eingangstür.Anmerkung: Gleichzeitig bittet Sebastian um finanzielle Unterstützung für das Projekt. Spenden schicken Sie bitte an folgende Bankverbindung:Kontoinhaber: WISE e.V.Kontonummer: 8611300BLZ: 550 205 00Betreff: Spende WISE e.V. 76017Die Fotos finden Sie in der Rubrik Bildergalerie / San Cristobal.

Frohe Weihnachten und ein friedvolles Jahr 2007!



Wir wünschen unseren Lesern von MauNieWei.de ein frohes, friedvolles und erholsames Weihnachtsfest sowie ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2007.

Das Team von MauNieWei.de

Das Fenster ist Bestandteil eines Adventsfensters des Lebendigen Adventskalenders der bis Anfang Januar noch in verschiedenen Fenstern in Mauenheim und Weidenpesch zu sehen ist. Auch in unserer Bildergalerie finden Sie alle Photos in der Übersicht.

Offene Kirchen in der Weihnachtszeit

St. Quirinus Bergstr. 89
jeden Donnerstag
nach der 9.00 h Frauenmesse bis 12.15 h
Salvator Schlesischer Platz 2a
täglich von 8 – 18 h
Heilig Kreuz Floriansgasse 2
zu den Öffnungszeiten des Pfarrbüros:
Mo, Mi, Fr 9.00 – 11.30 h, Do 15.00 – 18.00 h

Zusätzlich in der Weihnachtszeit:

St. Quirinus Bergstr. 89
25.12. – 7.1.
täglich von 15 – 17 h
Heilig Kreuz Floriansgasse 2
26.12. – 6.1.
(außer 31.12.)
täglich von 15 – 18 h

Herzliche Einladung
zum Besuch unserer Kirchen,
um in Gebet und Besinnung zu verweilen.

Herberge gesucht

werden viele Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt aufbrechen und sich auf den Weg nach Köln machen 100.000 Teilnehmende erwarten die Veranstaltung des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 6. bis 10. Juni 2007 in der Evangelischen Kirche im Rheinland zu Gast sein wird.
10.000 dieser Teilnehmer suchen eine Unterkunft.
Wir bitten Sie daher jetzt schon, werden Sie Gastgeberin und Gastgeber. Stellen Sie private Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung und geben Sie den Gästen eine Herberge.

Der Trägerverein des Pfarrheims steht kurz vor dem operativen Start

Die aktuelle Situation im Verein Freunde und Förderer Pfarrheim Heilig Kreuz e.V. sieht so aus:

  • Die Beitrittserklärungen liegen vor und wurden an die Interessenten verteilt. Mit Stand 8.12.2006 sind 63 unterschriebene Beitrittserklärungen beim Schriftführer angekommen.
  • Auf dem adventlichen Pfarrfest in Heilig Kreuz haben wir die Werbetrommel gerührt. Wir haben uns für die Spende aus dem St. Quirinus-Pfarrfest bedankt. Pastor Gnatowski hat öffentlich seinen Beitritt erklärt und gleichzeitig für den Verein geworben.
  • Am 8.12.2006 fand in der Heilig-Kreuz-Kirche ein Benefiz-Konzert der Köln Energie Konzert Band zugunsten des Pfarrheims statt. Leider traf diese schöne Adventsveranstaltung auf wenig Interesse.
  • Wir haben mit der Renovierung der Küche im Untergeschoss des Pfarrheims begonnen. Die neue Kücheneinrichtung haben wir kostenlos aus einem Nachlass erhalten.
  • Der Eingang des Pfarrheims an der KiTa-Seite hat eine neue Tür erhalten. Die alte Tür entsprach nicht den Sicherheitsvorschriften (Fluchttüre). Die Tür wurde noch von der Pfarre bezahlt, aber von Vereinsmitgliedern eingebaut.
  • Der Vorstand des Fördervereines will mit den Gruppen zusammen überlegen, wie sich die einzelnen Gruppen an Finanzierung beteiligen könnten ohne dass man diese überfordert. Ein Beispiel gibt die KJG, die ein Theaterstück einstudiert und die Erlöse der Aufführungen gehen an den Förderverein. Auch werden wir im kommenden Jahr auf Sponsorensuche gehen. Wie und auf welche Art wird noch überlegt.
  • Am Wochenende nach Karneval planen wir eine Grundreinigung des Pfarrheims. Dazu brauchen wir viele Helfer.

Weiteres hierzu in den nächsten Mitglieder-Infos.

eMail-Kontakt: pfarrheim-hk@mauniewei.de

Die Beitrittserklärung und Satzung können Sie hier herunterladen.

Schweigegang durch Mauenheim/Weidenpesch mit 110 Menschen

Der Schweigegang begann um 19 Uhr an der Pfarrkirche St. Quirinus in der Bergstraße. Mit nachdenklichen Texten, die die Menschenwürde jedes Menschen, das friedliche Zusammenleben aller Menschen und die Abgrenzung zur menschenverachtenden national-sozialistischen Symbolen und Parolen thematisierten, machten sich die 110 Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen mit Lichtern in den Händen auf den Weg: Bergstraße, Gudrunhof, Nibelungstraße, Philipp-Nikolaikirche, Merheimer Str., Friedrich-Karl-Str., Rennbahnstr., Torgaustraße, Salvatorkirche, Schlesischer Platz, Dessauer Str., Mollwitzstr., Zorndorfstr., Erlöserkirche, Derfflinger Str., Hohenfriedbergstr., Sportstraße, Fehrbellinstr., Neusser Str., Floriansgasse, Um 20 Uhr erreichte der Schweigegang die Portale der Pfarrkirche Heilig Kreuz. Mit einem nachdenklichem Text, dem Lied Von guten Mächten wunderbar geborgen, dem Gebet Vater unser und dem ökumenischen Segen über alle Mitbürgerinnen und Mitbürger endete gegen 20. 20 Uhr dieser beeindruckende und lichtreiche Schweigegang durch Mauenheim und Weidenpesch.
Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus nah und fern gilt ein herzliches Dankeschön für das solidarische Mitgehen. Allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern wünschen wir einen friedlichen und lichtreichen Advent. Pastor Josef Felix Gnatowski

Lebendiger Adventskalender wurde eröffnet

Zu Beginn wurde, wie jetzt an jedem Abend bis Weihnachten, das Mottolied „lebendiger Adventskalender“ gesungen. Nach dem Staunen über die Fensterfront, die in Scherenschnitttechnik verschiedenen Reisende nach Bethlehem darstellten, hörten die Besucher noch eine Text zum Thema „was bedeutet Bethelem heute“, brannten Wunderkerzen ab und sangen weitere Lieder. Nicht zu vergessen: Am Schluss gab es warme Getränke und Kekse für alle.Fotos dieses Abends und aller weiteren Abende finden sie in der Bildergalerie

Die weiteren täglichen Stationen entnehmen Sie bitte dem Übersichtsplan.

buenas dias [Kapitel 4]

Nachdem Moritz wieder einmal in seinem Reiseführer gestöbert hat, forderte er uns auf unsere Touristenkarten auszupacken und zu überprüfen, ob unsere Visen tatsächlich drei Monate gültig seien. In der Rubrik Ein- und Ausreisebestimmungen hatte er gelesen, dass  die Dauer des ausgehändigten Visums sehr von der Gemütsverfassung des jeweiligen Grenzbeamten abhängt. An Rouven und mir muss ihn etwas gestört haben. In dem Kästchen wo eigentlich eine 90 stehen sollte, wie es bei Moritz der Fall war, stand auf unseren beiden Karten nur eine 30. Wir hatten ein 30tägiges Touristenvisum, welches am 21.09.2006 seine Gültigkeit verliert und noch fünf Tage Zeit dieses zu verlängern. Unsere Möglichkeiten waren beschränkt.
Schnell stellte sich heraus, dass es nahezu unmöglich ist ein Dreimonatsvisum in der Migrationsbehörde in San Cristobal zu bekommen.
„Und ihr, was wollt ihr hier?“ fauchte uns eine übergewichtige, Mitte vierzig zu sein scheinende Beamtin an.
„Wir sind Freiwillige aus Deutschland…“
Das hätten wir nicht sagen dürfen. Ihre Gesichtszüge verformten sich zu einer Wand aus Stahl und Beton, an der unser Bitten die Visen doch auf drei Monate zu verlängern, abprallten und in einer Welle aus auswendig gelernten Satzfragmenten widerhallten.
„210 Pesos!“
„Für Freiwillige nur 30 Tage!“
„Ich will eine Bescheinigung sehen!“
„Ist nunmal so!“
Moritz, Rouven und ich saßen mit unseren grünen Freiwilligen T-Shirts auf den aus den 70ern stammenden, schwarzen Kunstledersofa. Einen zweiten Versuch als Touristen konnten wir hier vergessen. Der Fernseher zeigte einen Werbespot über Kellog’s Cornflakes.

Gleich am nächsten Morgen befanden Rouven und ich uns im zweiter Klasse Bus nach Tuxtla. Wir saßen im hinteren Teil in der vorletzten Reihe. Mir schmerzte die Wirbelsäule von den drei aufeinanderfolgenden „Topes“ (Hindernisse zur Verkehrsberuhigung) die man überwindet, wenn man San Cristobal verlässt. Wir wollten es bei der Migrationsbehörde in Tuxtla versuchen. Tuxtla ist größer als San Cristobal und nicht ganz so touristisch. Die Chancen stehen besser dort ein neues Visum zu erhalten. Wenn das nicht funktionierte, müssten wir nach Guatemala ausreisen.
Als wir in Tuxtla in der nähe des Zocalos (vgl. Marktplatz) aussteigen ist es ca acht Uhr morgens. Die Sonne brennt und es ist schwül. Die Klimate San Cristobals und Tuxtla unterscheiden sich sehr. Ist es in Tuxtla den ganzen Winter über tropisch heiß, kann es in San Cristobal bis auf Null Grad Celsius abkühlen.
Glücklicherweise trug ich eine kurze Hose, um die mich Rouven sehr beneidete, bis wir nach langem Suche im Migrationsbüro von Tuxtla saßen. Dort sorgte die Klimaanlage dafür, dass ich meinen Pulli überzog. Ich fror. Wieder auf schwarzem Leder sitzend, warteten wir aufgerufen zu werden.
Der Beamte begrüßte uns überraschend freundlich. Höflich baten wir um die Verlängerung unserer Visen. Daraufhin gab er uns einen Zettel mit Dingen, die wir zu besorgen hatten.
„Eine Kopie des Reisepasses, eine Kopie der Kreditkarte, drei SAT5 Formulare und bitte füllen sie diesen Fragebogen aus!“
Wir entfernten uns von der Migrationbehörde. Ich hatte zuvor Julissa und Alejandro, zwei Freunden aus Tuxtla, angekündigt, dass wir in ihre Stadt kommen, wegen unserer Visen und gefragt, ob wir ihre Adresse als unseren derzeitigen Aufenthaltsort auf unserer „Rundreise“ durch Mexiko, angeben dürfen. Dies war kein Problem und Alejandro bot uns sogar seine Hilfe beim besorgen der Unterlagen an, welche, wie sich herausstellen sollte, wir bitter nötig hatten.
Man hatte uns, auf unser Nachfragen, gesagt, dass es das SAT5 Formular nur in vereinzelten Papelerías (Schreibwarengeschäft) zu kaufen gibt. Nachdem wir mit der Hilfe von Alejandro und Julissa die Fragebögen ausgefüllt hatten, begaben wir uns auf die Suche nach einer dieser besagten Papelerías. Ich war froh, dass wir nicht weiterhin zu Fuß gehen mussten. Julissa hatte ein Auto. Jeder Schritt triebe einem eine weitere Schweißperle auf die Stirn.
„Denkst du wirklich wir kommen noch rechtzeitig an? Es ist viertel vor drei und die Migration schließt in 15 Minuten.“
Alejandro grinst: „Beruhige dich! Hier ticken die Uhren anders.“
Wirklich beruhigen konnte ich mich nicht. Sollten wir zu spät kommen, müssten wir in Tuxtla übernachten und einen weiteren Tag in dieser Hitze ausharren. Um fünf vor drei betraten wir die Migration. Der letzte Eintrag in der Warteliste war von 14.20Uhr. Wir schrieben 14.30Uhr. Alejandro hatte uns gesagt wir sollen uns bei ihm melden, falls wir Hilfe brauchen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir sie noch in Anspruch nehmen mussten. Am Telefon sagte er mir:
„Natürlich könnt ihr bei mir übernachten! Und wenn ihr schon einmal da seid, kommt ihr heute abend mit zu meiner Uni. Ich stell euch meinen Freunden vor und kann ein bisschen angeben.“
Es kommt wohl nicht oft vor, dass Guerros (Weiße) in der Universität von Tuxtla sind.
Nachdem wir bei ihm zu hause ankamen, erzählten wir ihm, was in der Migration vorgefallen ist. Der Beamte begrüßte uns wieder freundlich. Ich legte alle meine Unterlagen auf den Schreibtisch. Rouven suchte noch und fand alles bis auf die Kopie seiner Kreditkarte. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob er sie überhaupt kopiert hatte. Ich war mir fast schon sicher, dass der Beamte nun ähnliche Charakterzüge wie die Dame aus der Migration in San Cristobal zeigen würde. Vielmehr war ich jedoch derjenige, der diese Rolle übernahm. Meine langsam aufkommende Wut verflog schnell, als der Sachbearbeiter mit der Kreditkarte von Rouven den Raum verließ und zu unserer Überraschung mit einer Kopie zurückkehrte. Hatte er uns nicht an diesem Morgen noch versichert, in der Migration könne man nicht kopieren? Er verblüffte uns ein zweites mal, als er drei neue SAT5 Formulare aus der Schublade zog, nachdem er sich auf unseren vertippt hatte. Dabei verzog er keine Miene.
Er gab uns jeweils zwei dieser Formulare ausgefüllt zurück und bat uns damit zur Bank zu gehen und die darauf stehen Summe zu zahlen. Da es schon viertel nach drei war, baten wir ihn kurz warten. Wir versicherten ihm schnell zur Bank zu laufen und sobald wir bezahlt hätten sofort wieder zurückzukehren. Gelassen antwortete er: „Das geht leider nicht“
„Wir versprechen uns zu beeilen“
„Trotzdem, die Bank macht erst morgen um acht wieder auf.“
Schade, dass er recht hatte. Man sah es ihm nicht an, aber innerlich muss er gelacht haben.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Alejandro und Julissa und bedankten uns noch einmal für ihre Hilfe. Wir wollten nur noch zur Bank und zur Migration, um noch morgens zurück nach San Cristobal zu fahren. Der Abend mir Julissa und Alejandro war lustig. Wir lernten ihre Freunde aus der Universität kennen. Unter ihnen war ein Fan von deutschen Philosophen und Schriftstellern. Er wollte eine Liebeserklärung in deutsch verfassen, um seine Geliebte zurückzugewinnen. Ich half ihm dabei. Es wunderte mich, dass wir so viel Zeit hatten uns mit den Studenten zu unterhalten. Es schien als hätten sie keine Vorlesungen. Als studierten sie alle auf dem Außengelände der Universität im Austausch mit ihren Kollegen.

Wir erreichte die HSBC Bank noch bevor sie öffnete und warteten, als uns ein Bankangestellter ansprach. Er erzählte etwas von einem Feuer. Zumindest war es das einzige Wort, was ich seiner undeutlichen Rede entnehmen konnte. Er gab uns jeweils einen Zettel mit einer Nummer und bat uns zu warten. Wir hatten vor nicht wegzugehen.
Mit fünf weiteren Bankkunden stellten wir uns in die Warteschlange, als der Geschäftsführer in eine Trillerpfeife blies und den Startknopf seiner Stoppuhr drückte. Ich verstand plötzlich was der Bankangestellte uns sagen wollte. Wir waren Teil einer Feuerübung und man bot uns ein Schauspiel aus Automatismen. Alle am Schalter sitzenden Angestellten zogen sich verschieden farbige Schirmmützen an. Jeder hatte seinen Zuständigkeitsbereich. Man verpackte alle wichtigen Unterlagen in feuerfeste Umschläge, während wir der blauen Mütze folgte, die uns stets dazu aufforderte ruhig zu bleiben. Das taten wir.
Nach ca einer halben Stunden bezahlten wir unsere Rechnungen. Nachdem wir gefrühstückt hatten, verließen wir nach einer weiteren Stunden die Migrationsbehörde. In den Händen haltend zwei Fünfmonatsvisen. Wir waren stolz auf uns.

Norma beglückwünscht uns zu unserer Errungenschaft, als Norberto auftaucht. Norberto ist 12 Jahre alt und eines der Kinder mit denen Melel Xojobla beziehungsweise das Unterprojekt Calles arbeitet. Er verkauft Mais und verdient damit sein Geld zum Leben.
Moritz, Rouven und ich nehmen unsere Chance wahr, das erste mal in unserem Freiwilligendienst aktiv zu werden. Wir lesen mit ihm ein Buch, an dessen Gestaltung die Kinder von Melel teilhatten. Auch sein Bild findet sich im buch wieder. Als die Kinder von Arrumacos zum spielen in den Garten kommen, toben wir alle zusammen. Norberto sitzt auf meinen Schultern, als er mir plötzlich auf das Dach des Büros der Chefin entwischt.
Ich erwarte meine erste Standpauke.