DAS LEHRHAUS

Eine Bildungsreihe der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.

Die Idee eines LEHRHAUSES geht zurück auf eine 1920 bis 1927 in Frankfurt bestehende und von Franz Rosenzweig gegründete Bildungseinrichtung. »DAS LEHRHAUS soll uns lehren, warum und wozu wir sind.« So beschrieb Franz Rosenzweig die Ziele des LEHRHAUSES. Eine Einrichtung, die der jüdischen Erwachsenenbildung diente und allen offenstand, die lernen wollten. Nicht irgendwie und irgendwas, sondern jüdische Tradition im und für den Kontext der Moderne, oder wie es Rosenzweig formulierte, »ein Lernen nicht mehr aus der Tora ins Leben hinein, sondern umgekehrt, aus dem Leben, aus einer Welt, die vom Gesetz nicht weiß (…), zurück in die Tora.«

Terminvorschau:
Mittwoch, 19. Mai 2021
https://youtu.be/JwKwMpYcmVo
Montag, 14. Juni 2021
https://youtu.be/ICCo15NUJig
Montag, 21. Juni 2021
https://youtu.be/tn3HTlh1h0k
Beginn jeweils um 19:30 Uhr

Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit e.V.
Kartäusergasse 9-11
50678 Köln
Tel. 0221.3382 225

Weitere Informationen: https://www.321.koeln/

Die Entwicklungen der katholischjüdischen
Beziehungen in Deutschland seit Nostra Aetate

Vortrag von Thomas Frings
Mit der Promulgation der Erklärung Nostra Aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils am 26.10.1965 beginnt in der katholischen Kirche ein bemerkenswertes Umdenken mit Blick auf die nichtchristlichen Religionen. Hierin werden die theologischen Grundlagen für die Erneuerung des Verhältnisses zum Judentum gelegt.
Die katholisch-jüdischen Begegnungen seitdem münden 2019 in einer ersten gemeinsamen Fachtagung der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin. Thomas Frings hat an dieser teilgenommen und berichtet über die Entwicklungen der vergangenen 56 Jahren und den intensiven Austausch zwischen katholischer Kirche und jüdischen Organisationen.
Thomas Frings ist Referent für den Interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln mit dem Schwerpunkt Dialog mit dem Judentum. Er ist auch zuständig für den Dialog junger Menschen. In Kooperation mit dem Theologischen Ausschuss
der Kölnischen Gesellschaft
Datum: Mittwoch, 19.5.2021, 19:30 Uhr


Abraham Frank – ein europäischer Rabbiner
Vortrag von Carsten Wilke
Der Vortrag beleuchtet die Persönlichkeit von Rabbiner Dr. Abraham Frank, eines Niederländers, der über die lange Zeit 1876 bis 1917 in Köln amtierte. Er war unter Juden und Nichtjuden bekannt als Prediger, patriotischer Redner und populärwissenschaftlicher Vortragender. Er war um ein gutes Einvernehmen mit dem Erzbistum gegen den Antisemitismus bemüht.
Doch stand Franks Wirken auch in einem europäischen Rahmen. Er war einer der führenden Aktivisten des jüdischen Weltverbandes Alliance Israélite Universelle, der in Paris seinen Sitz hatte. Als Berliner Juden die nationale Organisation der jüdischen Wohltätigkeit forderten, verteidigte Frank die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. In den Jahren 1908-1912 stand der Kölner Rabbiner im Zentrum einer dramatischen Kontroverse zwischen Nationalisten und Universalisten im deutschen Judentum, die dieser Vortrag nach unveröffentlichten Quellen aus dem Alliance-Archiv in Paris beschreibt.
Carsten Wilke ist Associate Professor of Jewish Culture and Thought an der Central European University in Budapest
Datum: Montag, 14.6.2021, 19:30 Uhr


Liberales Judentum. Geschichte und Gegenwart
Vortrag von Natalia Verzhbovska
Das liberale Judentum entstand im 19. Jahrhundert im deutschsprachigen
Raum. Rabbiner machten sich Gedanken über Reformen in der Liturgie und der Lebenspraxis.
Sie sahen eine Notwendigkeit, eine Balance zwischen der religiösen Observanz
und den Herausforderungen der Moderne zu finden. Die traditionellen Rabbiner
bildeten als Reaktion dazu eine Orthodoxie.
Neue Wege wollten Frauen seit den 1920er Jahren gehen. 1935 wurde die erste Rabbinerin der Welt, „Fräulein Rabbiner“ Regina Jonas aus Berlin, ordiniert. Nach 1945 wandten sich liberale Juden in den USA als Reaktion auf die Schoah dem traditionellen Judentum zu. Doch setzte sich allgemein in den 1970er/80er die Gleichstellung der
Frau in Rabbinat und Kantorat durch. Ein liberales Rabbinerseminar – Abraham Geiger Kolleg – wurde 1999 in Potsdam gegründet und eine Union Progressiver Juden ins Leben gerufen. Heute sind in Deutschland etwa 10.000 Juden der liberalen Bewegung zuzurechnen.
Natalia Verzhbovska ist Rabbinerin des Landesverbandes progressiver jüdischer Gemeinden in NRW.
Datum: Montag, 21.6.2021, 19:30 Uhr